Weltweite Bewegung Kidical Mass macht sich stark für neue Mobilitäts-Normalität: Überwältigende Beteiligung im September an 380 Aktionen mit 80.000 Teilnehmenden
Pressemitteilung Kidical Mass Aktionsbündnis
Berlin/Bern/Hamburg/Köln/London/Verden, 24. September 2023
Vom 16. bis 24. September 2023 fanden zum sechsten Mal die Kidical Mass Aktionstage statt. Das von Köln aus weltweit agierende Bündnis mobilisierte diesmal 80.000 Teilnehmende bei 380 Aktionen – darunter Kidical Mass Fahrraddemos, Fahrradbusse (Bicibus) und Schulstraßen/ Spielstraßen. Insgesamt mobilisierte das Bündnis damit im Rahmen der Kidical Mass Aktionstage im Mai und September 2023 über 230.000 Teilnehmende bei rund 900 Aktionen!
Botschaft: Vision einer neuen Mobilitäts-Normalität
London, Lissabon, Berlin, Bad Endorf – eine Botschaft eint alle Akteure der neuen, sowie ersten internationalen Mobilitätsbewegung: Sichere Straßen für Kinder – jetzt!
Simone Kraus, Co-Initiatorin der Kidical Mass: „Uns eint die Vision einer neuen Mobilitäts-Normalität: Straßen, auf denen sich Kinder und Jugendliche sicher und selbstständig bewegen können. Der Wow-Effekt: Eine Verbesserung der Lebensqualität für alle!“
Wir sind süß und bunt UND eine Revolution!
Seit dem Jahr 2020 setzt das Aktionsbündnis Massen in Bewegung und zieht starke nationale Partner und renommierte internationale Akteure an. Das Format der namensgebenden Fahrraddemo erweiterte sich um Schulstraßen- und Fahrradbus-Aktionen. Alle zusammen zeigen, wie Straßen heute zu gestalten sind: Nämlich so, dass Kinder allein zur Schule kommen, sich dabei an der frischen Luft bewegen und Spaß haben.
Forderungen an die Politik: Lernt das ABC sicherer Straßen!
Das Aktionsbündnis weiß, was es braucht, damit selbständige Mobilität von Kindern zur Normalität wird. Die drei Hauptforderungen lauten:
A) Eine weitestgehende Trennung von Rad- und Autoverkehr mit geschützten Radwegen
B) Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraßen innerorts bis hin zu Tempo 20 vor Schulen und Kitas sowie
C) Schulstraßen ohne Autoverkehr
Flora (9 Jahre) aus Köln formuliert das so: „Wir Kinder wollen sichere Wege. Wir möchten uns auf dem Weg zur Schule oder in den Kindergarten sicher fühlen. Dafür müssen Autos langsamer fahren!“
Jetzt Schulstraße einrichten
Es liegt in der Verantwortung von Eltern und Kommunen, dass Kinder sicher zur Schule kommen. Ein einfacher und effektvoller Hebel dafür ist die Einrichtung von Schulstraßen. Diese sind temporär autofrei und geregelt durch zeitlich begrenzte Durchfahrtverbote. Was das Prozedere auf kommunaler Ebene beschleunigen kann, ist eine Aufnahme der Schulstraßenregelung in die Straßenverkehrsordnung (StVO), ähnlich wie in Österreich. Hier sind die Länder gefordert.
Kinderfreundliches Straßenverkehrsrecht mit Wow-Effekt für Alle
Die Verkehrsministerkonferenz im März 2023 hielt fest: Ein zeitgemäßes Straßenverkehrsrecht und eine kinderfreundliche Verkehrsinfrastruktur erhöhen die Sicherheit und Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum für alle Bevölkerungsgruppen. An diese Grundfeste erinnert die Kidical Mass die Entscheidungstragendenden mit ihren Aktionen. Dabei geht es nicht nur um Kinder und Schulwege, sondern um eine neue Normalität von Mobilität auf allen Straßen. Denn das führt in letzter Konsequenz zur Verbesserung der Lebensqualität Aller!
Über das Kidical Mass Aktionsbündnis: Die Kidical Mass ist eine weltweite Bewegung. Seit 2017 gibt es sie in Deutschland. Bei bunten Fahrraddemos erobern Radfahrende von 0 bis 99 Jahren die Straße. Die Kidical Mass setzt sich für kinder- und fahrradfreundliche Städte und Gemeinden ein. Herzstück des Aktionsbündnisses sind mehr als 500 lokale Organisationen und Initiativen. Ein einzigartiges Netzwerk – dezentral, selbstorganisiert und gemeinsam stark. Unterstützt wird es von den überregionalen Partner:innen: ADFC, Campact, Changing Cities, Clean Cities Campaign, Deutsches Kinderhilfswerk, Greenpeace, Parents For Future, Pro Velo Schweiz, VCD und Zukunft Fahrrad.
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Kontakt/Presse
Kidical Mass Aktionsbündnis
Karen Rike Greiderer – Pressesprecherin
+49 172 464 1658
presse@kinderaufsrad.org
Zitate der Organisationen des Kidical Mass Aktionsbündnisses:
Rebecca Peters, ADFC-Bundesvorsitzende: „Die Politik hat den Menschen in Deutschland ein Fahrradland versprochen, zu sehen ist davon aber noch fast nichts. Leidtragende sind vor allem die Kinder – ihre Schul- und Alltagswege sind weiterhin meist ungeeignet zum sorgenfreien Radfahren. Ich wünsche mir im Namen aller Kinder, dass ihr Bedürfnis nach selbständiger Bewegung und sicheren Wegen endlich ernstgenommen wird. Schul- und Spielstraßen ohne Durchgangsverkehr, Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit in Städten – und ein kinderfreundliches Straßenverkehrsgesetz, das ist es, was wir brauchen.“
Annika Liebert, Campact: „Der Scheuklappenblick von Verkehrsminister Volker Wissing auf Autobahnen bringt uns nicht weiter – im Gegenteil, wir treten auf der Stelle. Mit tausenden radelnden Kindern und Erwachsenen in ganz Deutschland zeigen wir Wissing bei der Kidical Mass, wie eine wirkliche Verkehrswende aussieht.“
Ragnhild Sørensen, Changing Cities: „Mit sieben konnte ich am ersten Schultag alleine zur Schule fahren. Das war ein unglaubliches Gefühl von Freiheit, das ich nie vergessen werde. Die Kopenhagener Infrastruktur hat das ermöglicht. Es sollte für alle Kinder selbstverständlich sein, diese Sicherheit zu haben und die Freude zu spüren, ein kleiner selbständiger Mensch zu sein.“
Holger Hofmann, Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerkes: „Die Mobilitätswende muss endlich Fahrt aufnehmen. Dafür brauchen wir auch eine an den Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen ausgerichtete Verkehrspolitik. Die würde Kinder helfen, sich selbstständig im Straßenverkehr bewegen und beispielsweise mit dem Rad zur Schule kommen zu können. Auch dadurch lernen Kinder, sich gut zu orientieren und auf sich selbst aufzupassen. Das stärkt ihr Selbstbewusstsein – auch für andere Lebenssituationen.“
Kerstin Haarmann, VCD-Bundesvorsitzende: „Die Verkehrspolitik befindet sich auf dem Holzweg. Es reicht nicht, allein auf Verkehrssicherheitstraining für Kinder zu setzen, stattdessen muss sie endlich Maßnahmen für kindersicheren Verkehr ergreifen. Dazu gehört eine StVO, die flächendeckend Schul- und Spielstraßen und Tempo 30 innerorts ermöglicht.“
Markus Burbach, Parents for Future Germany (Presse): „Die für die Klimaneutralität notwendige Mobilitätswende beginnt nicht zuletzt mit der Lust am Radfahren und der Selbstverständlichkeit, das Fahrrad als Verkehrsmittel der ersten Wahl zu nutzen. Voraussetzung dafür sind sichere Verkehrswege, damit insbesondere Kinder ihre Freude an selbstbestimmter Mobilität bewahren und vermehren können.“
Elena Laidler-Zettelmeyer, Zukunft Fahrrad: „Aktive Mobilität ist nicht nur für Kinder und Jugendliche wichtig, um gesund und selbstbestimmt unterwegs zu sein. Die Politik ist gefragt, sie allen Verkehrsteilnehmenden zu ermöglichen und sichere Radwegenetze zu schaffen. Nur so kann eine sozial gerechte und nachhaltige Verkehrswende gelingen.“